FHSÖV

Kunst, Wissenschaft, Verwaltung

von Marie Hüllenkremer

Wer kennt sie nicht, die leidige Diskussion um die Kunst am Bau? Dekoration oder Schnörkel, integraler Bestandteil oder Sahnekleckse? Allzu viele Beispiele demonstrieren, wie selten die Verschmelzung von Kunst und Bauwerk gelingt, wie häufig sie bloßer Zierrat, überflüssige Zutat bleibt.

Und Kunst am Bau? Kein allzu oft gebrauchter Begriff, denn sie findet kaum statt. Meist beschränkt sich Kunst im Bau – wenn es sie überhaupt gibt – auf ein paar angekaufte Werke, die, im besten Falle, für diese Wand oder jenen Flur eigens gemalt oder zumindest ausgesucht werden.

Daß es auch anders geht, daß Kunst und Inneres eines Bauwerks miteinander korrespondieren können, dafür ist die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen Abteilung Köln ein beredtes Beispiel. Der Altbau wurde – vor allem innen – zeitgemäß renoviert und restauriert, doch bei der Auswahl der Farben zog man eine Künstlerin zu Rate. Welch seltener Vorgang in einer Stadt, die zwar so viele Künstler beherbergt wie keine andere Stadt in der Bundesrepublik, die aber kaum je solche Ansinnen an sie stellt.

Brigitte Burgmer, zunächst erstaunt, daß man ihren Rat so ernst nahm, ließ sich mit Verve und ohne falsch verstandene Eitelkeit auf den Auftrag und den Bau ein – und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das großzügige Entree schmückte sie, sich ganz der Architektur unterwerfend, mit nobler Zurückhaltung – und mit Reminiszenzen an große Kollegen des Rokoko. Die Farbgebung ist ebenso schlicht, aber überzeugend: der warme, unaufdringliche Pfirsichton, zwischen Rosa und Lachs, an den Wänden kontrastiert und ergänzt sich zugleich mit dem kräftigen Kobaltblau der Türen und Geländer.

Erst in den langen Fluren im Ergeschoß sowie dem ersten und zweiten Obergeschoß entfaltet Brigitte Burgmer ihr volles Talent. Die Außenwände, siebenundvierzig Meter lang und knapp vier Meter hoch, erkor sie zu ihrer Spielfläche, auf der sie Farben, Formen, Materialien und Techniken unbekümmert, aber souverän mischt. Holographische Installationen, wolkenhafte Farbflächen vor allem in Blau- und Grau-Tönen, auf denen der Betrachter mit den Augen umherspazieren kann, Alltags-Objekte, selbst die Heizungskästen macht sie zu ihren Elementen, integriert sie zu einem Gesamtkunstwerk, das sich abschreiten läßt: Entdeckungen sind dabei inbegriffen.

Ermüdungserscheinungen läßt die Künstlerin gar nicht erst zu; denn sie variiert, erzählt ihre ganz überwiegend abstrakten Geschichten in Schwingungen abwechslungsreich, mit Spannung und Entspannung, Anregung und Beruhigung.....”

(Auszug aus der Festschrift aus Anlaß der Eröffnung der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, NRW, Abt. Köln, am 4. November 1987)

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